1993 war der Sommer meines Lebens. Ich hatte das Abi frisch in der Tasche, eine Ausbildungsstelle und die ganzen Sommerferien noch vor mir. Melanie, Sandra und ich hingen da rum, wo wir immer rumhingen - an der Tanzfläche im Musiktheater – wahrscheinlich lief gerade November Rain von Guns N'Roses und die Luftgitarrenspieler spielten Luftgitarre. Irgendwie kamen wir auf die Idee, dass wir wegfahren sollten, so richtig groß, zwei Wochen Frankreich, wild und ungeplant. Wir hatten alles da: ein gammeliges Zelt, jede von uns einen Schlafsack, einen Gaskocher und meinen schicken weißen Polo. Am nächsten Morgen waren wir auf dem Weg in die Normandie.
Wir hatten nichtmal einen Straßenatlas dabei und fuhren einfach drauf los, landeten in Brüssel unterm Atomium, wo wir die Leute fragten, wie wir wohl fahren müssen um in die Normandie zu kommen. Es klappte. Am Abend waren wir in Etretat und kauften uns Geschirr und einen Topf zum Wasser kochen.
Aus zwei Wochen wurden drei. Wir fuhren durch den französischen Sommer, immer ohne Karte, immer ohne Ziel, ernährten uns von Baguette mit Käse, Wein und Sonne, schliefen am Strand, auf heruntergekommenen Zeltplätzen, sangen, lachten, badeten im Meer, tanzten über die Landungsstrände, weinten in Omaha Beach, machten die Jungs verrückt als gäbe es kein Morgen. Wir hatten keine Angst und waren unverletzbar - ausser in der Liebe, aber das gehörte dazu und wurde zelebriert. Sorglosigkeit war unser Mantra. Wir waren ganz verrückt vor Glück. Ich glaube, ich war nie wieder so unbeschwert.
Dank der großartigen fragmente habe ich mich vorgestern an die Musik erinnert, die uns damals begleitet hat. Wild und süß, ein arschzarter Groove, wie es ihn seit Grunge nicht mehr gegeben hat. Wir hatten unseren eigenen Sommer-Soundtrack. Mit Alice in Chains und ihren Zaubergitarren: Whale and Wasp
Temple of the Dog mit Chris Cornell und Eddie Vedder, den Stimmen, die uns damals direkt in die Hose gesungen haben: Hungerstrike
Und natürlich die unvergleichlichen, unvergänglichen, unglaublichen Smashing Pumpkins: Today
Mein Sommerhit ist der Grunge, der zu gut war um sich nicht hin und wieder daran zu erinnern.
- ollen Krimi schnell fertiglesen, dann mal wieder Tad Williams probieren
- Ravioli selber machen
- die roten Socken fertig stricken
- viel viel mehr Talking Heads hören:
3Sat zeigt in der Silvesternacht Madonnas großartige Confessions-Tour. Live to tell, Madonna am Kreuz, wird nicht gezeigt. Stattdessen sieht man die zensierte Version mit Bildern von Menschen in Afrika.
Es kotzt mich an. Warum darf ich nicht selber entscheiden, ob ich mir das ansehen will, oder nicht? Warum wird für mich bestimmt, was meine Gefühle verletzt?
Und wieder mal bin ich ein bißchen unmündiger geworden.
Ich guck das bei youtube. Hier:
PS: Letztes Jahr Silvester wurde das gleiche Konzert im Fernsehen übertragen. In der unzensierten Version. Warum nicht mehr???
Vor ungefähr einem Jahr habe ich mir eingestanden, dass ich Madonna eigentlich doch ganz gut finde. Neulich habe ich mir Andre Rieu im Fernsehen angeschaut. Dann hat mich letztens ein Tenor zum Weinen gebracht.
Gerade habe ich mir im iTunes Store ein Lied von Take That gekauft!
Wenn ich demnächst mit Maria Carey und Celine Dion anfange, erschießt mich bitte!