lebendiges
Ich sehe aus wie ein Schwein, habe ein Vogelnest auf dem Kopf, meine Fingernägel sind pechschwarz und ich schwitze wie ein Tier, aber das ist egal. Denn ich rieche nach Lavendel, Sonne, Erde und Rosmarin, und das ist so lecker, dass ich fortan täglich ein halbes Stündchen "umtopfen" in meinen Tagesplan mit aufnehmen werde. Echtjezz!
dove from above - 14. Jul, 17:27
In der Ambulanz: "Wer sind sie denn?" Ich so: "Ich bin die und die und will dies und das und ...". Die Schwester: "Aaajja, gehen sie mal auf Station 3". Auf dem Weg zu Station 3 laufe ich fünfmal bis ans Ende eines toten Krankenhausganges und frage mich, ob ich in einer Endlosschleife des Raum-Zeit-Kontinuums gefangen bin. Ein Fahrstuhl rettet mich.
Auf Station 3: "Ich bin die und die und will dies und das und ..." Die Schwester: "Jaaaaa, daaaaa müssen sie erstmal runter zur Anmeldung und blablabla ...". Auf dem Weg zur Anmeldung laufe ich mir drei Blasen an die Füße und muss mehrmals eine Rast einlegen, auf der es nichts zu essen gibt, weil nüchtern bleiben, is ja klar. Ich finde die Anmeldung irgendwo da hinten.
An der Anmeldung: "Ich bin die und die und will ..." "Da sind sie hier falsch. Ihnen wurde ja noch gar kein Blut abgenommen!" Ich so: "Aber wieso denn?" Sie so: "Egal, ich nehm sie mal auf."
Zurück auf Station 3: "Ich bin wieder da." Die Schwester: "Ich hab jetzt rausgekriegt wer sie sind, hier ist ihr Bett." Na immerhin bin ich nun bekannt. Die Thrombosestrümpfe machen mir ein schlankes Bein. Schick, und die Zehen können durch ein Loch atmen.
"Warum hat ihnen denn noch niemand Blut abgenommen?" "???"
Eine Stunde später in meinem 4-Bett-Zimmer: "Gleich sind sie dran. Warum hat ihnen denn noch niemand Blut abgenommen?"
Man rollt mich runter in den OP. Im Fahrstuhl werde ich von der Schwester gefragt: "Warum hat ihnen denn noch niemand Blut abgenommen?" Ich so: "???"
Werde freundlich an die Anästhesie übergeben. Die Schwester: "Warum hat ihnen denn noch niemand Blut abgenommen?" Ich: "Weiß auch nicht".
Bei der Einleitung der Narkose versuchen die mich bei Laune zu halten. Die Schwester fragt: "Wieviel wiegen sie denn?" Ich denke: *hihi* *kicher* *krääääähh* *geilesZeug!!!!* *vierundffffffffffff* und ab in den OP.
Nach dem aufwachen klappere ich mit den Zähnen und sage sehr bestimmt, dass ich aufs Klo muss. "Sie müssen nicht, sie haben einen Katheter." "Ich muss aber!!!" Ich höre im Hintergrund wie jemand flüstert: "Warum hat die denn noch kein Blut abgenommen gekriegt?" und frage mich, was ein Katheter ist und ob ich jetzt ins Bett machen muss. Muss ich nicht, hab ja einen Katheter, aber das begreif mal einer so frisch operiert ...
Drei Stunden später spricht mich der Aufwachraum-Aufpasser an, der gerade Grünkohl mit Bratwurscht gegessen hat (*urks*): "Sie haben sich so schön auf die Seite gekracht, da hab ich sie mal schlafen lassen." Sehr nett von ihm. Er bringt mich in mein Zimmer. Da ist gerade Stadtfest mit Halligalli und allem, die eine telefoniert als wärs das letzte mal, die andere hört laut Musik und die dritte hat ihren kompletten Clan um sich versammelt. Es müssen so ca. 150 Leute da gewesen sein. Ich liege auf dem Rücken und kann nicht anders.
Schwester kommt rein: "So Frau H., will ich ihnen mal Blut abnehmen, gell!"
Mein Blutdruck ist jenseits von Gut und Böse.
Irgendwann drücke ich auf den Knopf, der das Kopfteil vom Bett aufstellt. Ich schwebe ganz langsam nach oben. Die beiden Kinder der Zimmernachbarin gucken mich an, als würde sich Dracula aus seinem Sarg erheben. Ich gucke doof zurück.
Froh, dass auch ein Stadtfest mal ein Ende hat, schlafe ich die ganze Nacht über wie ein Steinchen. Der Tag beginnt erstaunlich fröhlich und leicht, nachdem mir mindestens 8 Meter Tamponade am laufenden Band und der Katheter gezogen werden. Ich fühle mich frei und muss sofort die Station erkunden, irgendwo muss doch ein Kaffee zu organisieren sein. Ich merke, dass ich nerve und dauernd im Weg rumstehe und trolle mich in mein Bett. Ich will hier raus und sage allen die skeptisch sind, dass ich mich großartig hervorragend fühle und ein paar Stunden später stehe ich mit meinem kleinen Rucksack auf der Straße und trete zu Fuß meinen Heimweg an.
So schnell kanns gehen.
Und jetzt ist mir langweilig :-)
dove from above - 6. Jul, 20:36
Ich bin zwar etwas duselig im Kopf, aber zum bloggen reichts.
Da ging ja nichts in den letzten Tagen. War dauernd unterwegs und habe meinen 2-wöchigen Zwangsurlaub geplant und organisiert. Ich war wie angestochen. Bis gestern, da wurde ich operiert. Jetzt sitzliege ich schon wieder hier auf meinem Sofa und weiß nicht so recht, was ich mit meiner Freizeit anfangen soll. Scheinbar hab ich verlernt, Freizeit zu haben. Komisches Gefühl, hier liegen haufenweise Bücher und Zeitschriften rum, aber ich hab keine Lust zu lesen. Jetzt hab ich das, was ich mir während meiner Stress-Phasen so sehnlich herbeiwünsche. Vielleicht bin ich auch einfach noch zu aufgeregt vom gestrigen Tag.
Ich kam um die Mittagszeit unters Messer. Die Narkose war zwar nur kurz, ich bin aber für den Rest des Tages nicht mehr richtig wach geworden. Bis abends um acht hab ich gebraucht um 2 SMS zu schreiben und ein Telefonat zu führen. Wie ich das Abendessen bewältigt hab, weiß ich nicht mehr. Es gab einen kleinen psychedelischen Kurzfilm, als der Pfarrer mit der Bettnachbarin die Messe feierte. Als sie "Lobet den Herrn" sangen dachte ich kurz, das wars jetzt. Sachen gibts! Ich hab die Nacht friedlich durchgepennt und war heute morgen fit wie ein Turnschuh. Hab alle Mitarbeiter auf der Station gelöchert, ob ich denn auch heute schon wieder nach Hause darf. Durfte ich. PUH!
Jetzt bin ich schmerzfrei, mein Blutdruck ist niedrig, mir ist etwas schwummerig, und ich muss rumliegen. Mal sehen, vielleicht gewöhne ich mich ja dran, ans nichtstun.
Jetzt erstmal ein Käffchen :-)
dove from above - 6. Jul, 13:49
Ich hab jetzt länger überlegt, ob ich das schreiben soll, denn heute wird es hier sehr privat. Ich weiß, dass hier ein paar sehr nette Damen mitlesen, und für euch schreibe ich jetzt was auf.
Ich habe vor einigen Jahren ein bißchen in feministische Literatur reingelesen. Dabei war auch das Buch "Die ganze Frau" von Germaine Greer. Eine, die zu den "alten" Feministinnen gehört, die noch das Feindbild Mann brauchten, um ihre Ideen zu rechtfertigen.
Germaine Greer vertritt den Standpunkt, dass unsere moderne Medizin - von Männern gemacht - besonders die Gynäkologie uns Frauen krank macht. So sollen wir ständig zur Vorsorgeuntersuchung rennen, uns am Muttermund rumbohren lassen und unsere Brüste bei der Mammographie schmerzhaft zwischen zwei Plexiglasscheiben quetschen, uns von oben und von unten, von rechts und links durchleuchten lassen. Das macht Angst, jede Untersuchung bringt Angst mit sich. Kein Wunder, behauptet sie, dass wir Krebs kriegen - wir haben ja gar kein natürliches Verhältnis mehr zu unserer Weiblichkeit.
"Weiblichkeit wie eine Krankheit behandeln" macht auch krank schreibt sie. Das leuchtete mir irgendwie ein. Bloß keine Panik machen, dachte ich. Wenn ich gar nicht erst über die Angst nachdenke, wird schon nichts passieren. Einmal das, und natürlich auch die Scheu vor dem Gynäkologenstuhl und eine Portion Faulheit haben mich in den letzten Jahren davon abgehalten, zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Ich habs schleifen lassen und könnte mich dafür in den Arsch beißen.
Vor drei Wochen also bin ich dann mal wieder hin. Wie ätzend. Brustuntersuchung (ätzend), PAP Abstrich (ätzend und aua). Gestern der Anruf: Abstrich nicht okay, ich solle schnell vorbeikommen.
...
Da bin ich erstmal entgleist.
Ich??? Sowas kriegen doch nur die Anderen? Geht es hier jetzt etwa um Krebs? Ja - so in etwa.
Ich bin dann abends zur Ärztin gefahren und habe mir erklären lassen, was jetzt mit mir los ist. Es wurden stark veränderte Zellen am Gebärmuttermund gefunden, die irgendwann (ziemlich sicher) zu Krebs führen. Noch ist dies nur eine Vorstufe. Diese Zellen müssen weg, weshalb ich operiert werde.
Die Ärztin sagte, ich solle mich freuen. Die Wahrscheinlichkeit, dass schon Krebszellen im Gewebe sitzen, sei gering. Und freuen deshalb, weil wir es entdeckt haben. Rechtzeitig, gerade noch so. Nach der OP werde ich "geheilt" sein, wenn sie beim Schneiden alle Zellen erwischen. Aber das machen die schon.
Ich hab keine Angst. Und Germaine Greer hat Unrecht.
Und euch möchte ich sagen, dass ihr auf euch aufpassen sollt!! Lasst diese unseligen Untersuchungen über euch ergehen! Es trifft eben doch nicht immer nur die Anderen.
dove from above - 28. Jun, 18:12
Am allermeisten mag ich Besucher meines Blogs die über google kommen und nach sowas hier gesucht haben:
zu hause in strumpfhose und schläppchen
Ja. Das wäre jetzt fein, gell?
dove from above - 26. Jun, 11:58
Wo ist denn eigentlich der Sommer hin? Will der mich verarschen, oder was?
dove from above - 26. Jun, 06:30
Wie heißt denn dieses gelbschwarze Ding, das an Autobahnbrücken hängt und den Wind anzeigt?
Windhose?
Windbeutel?
Irgendjemand?
dove from above - 24. Jun, 19:24
4 Glas Wein ist eins zu viel. Schlimmer Brumm im Kopf. Wecker kaputt.
Ersten Autounfall durch Kickdown abgewendet. Den zweiten eine Minute später durch Vollbremsung. Alle bekloppt da draussen.
Eine Tür vorn Kopf gedonnert. Später Schädel am Autodach angeschlagen. Fahre mit offenem Verdeck in Platzregen. Keine Möglichkeit, anzuhalten.
Katze 1 beißt mir Fleischwunde in den Handrücken. Katze 2 weigert sich zu gebären obwohl ich mit der Kamera im Anschlag artig bitte sage.
Hexenschuss durch Laminatpflege.
Die beiden Herzchen in der Wohnung nebenan vögeln was das Zeug hält. Ist mir peinlich, ich spitze aber trotzdem die Ohren. Beachtliches Finale - ein Doppelsieg. Das nächste mal werde ich zur Siegerehrung eine Hymne singen.
Ich zieh mir jetzt die Decke übern Kopf.
dove from above - 23. Jun, 19:33
Hatte neulich zum Vergnügen das einparken/zuhören-Buch in der Hand. Hör mal:
Wenn Männer ihre Zähne putzen, zwingt ihr eingleisiges Gehirn sie dazu, sich ausschließlich auf diese eine Aufgabe zu konzentrieren.
Aber wieso können Männer dann gleichzeitig scheis... auf dem Klo sitzen UND lesen? Das muss dann wohl eine besondere Begabung sein.
Weiter:
Sie stehen im Normalfall vor dem Waschbecken, Füße etwa dreißig Zentimeter auseinander, Körper über das Becken gebeugt, und ihr Kopf wippt im Rhythmus des Putzens auf und ab
Das ist doch eine wahrlich ästhetische Vorstellung. Vor meinem geistigen Auge spielt sich pure Eleganz unterlegt von Chopin ab.
Aber das hier:
Das Wippen passen sie meistens auch noch an die Fließgeschwindigkeit des Wassers an.
lässt mich vor Bewunderung ganz blass werden. Das ist wahrstes Einfühlungsvermögen, so aus Fließen ein Wippen herzuleiten, das mir in seiner Natur völlig verborgen ist.
Ich werde demnächst einen Mann fragen müssen, ob ich diesem Schauspiel einmal beiwohnen darf.
dove from above - 21. Jun, 07:50
Mutti in dem Moment, als der Waschbär in die Küche eindrang um sich das Katzenfutter zu schnappen: "Was hatt dann da so so'ne schmale Schnauze???"
dove from above - 18. Jun, 17:25