filosofisches
Die neue
Kampagne "Du bist Deutschland" wird kurz nach ihrem Erscheinen schon heftig und kontrovers im Web diskutiert. Ich habe mir bisher nur die Website angesehen, noch keinen Spot und keine Anzeige gesehen, und stelle fest, dass bei mir die positive Emotion überwiegt.
Ich räume ein: Die Kampagne hat was von Tschakka-Schreiern, die große Parolen ausgeben und Menschen - für einen Tag oder zwei - glücklich und erfolgreich machen können. Aber man kann Glück und Erfolg nicht mal eben anstupsen und dann bleiben sie schon. Nein, die gehen wieder. Es braucht einen langen Atem um glücklich und erfolgreich zu werden. Gut hats der, der es schon ist.
Ich räume auch ein: Diese Kampagne verschlingt Unsummen. Geld, das an anderer Stelle gebraucht wird, z. B. für Bildung und Soziales.
Und ich räume ein, dass die Kampagne für mich einen Beigeschmack hat: Egoismus und Ellenbogengesellschaft sind die Schlagworte, die mir spontan einfallen.
Aber.
Irgendwie gefällt mir der Ansatz. Ein Ruck, ein Denkanstoss, ein Aufruf zu mehr Optimismus, zu Mut, Selbstbewußtsein und Vielfalt.
Da fällt mir mein Vater ein.
Dieser Mensch, der als Kleinkind schon 1000 Kilometer Russland unter den Füßen hatte. Er kriegt immer die Krise, wenn über die Zustände in Deutschland gejammert wird. Er hat den direkten Vergleich, er hat ganz andere Zustände erlebt. Und er hat recht.
Deutschland ist ein freies Land. Ohne Terror, ohne politische Verfolgung. Mit sozialem Netz. Niemand muß verhungern, ärztliche Versorgung gibt es für jeden. Die Bildungschancen sind gut, Frauen und Männer leben nahzu gleichberechtigt.
Jeder Deutsche kann (!) und soll sich engagieren, sich wehren, Gutes tun. Im Privaten, Beruflichen und Gesellschaftlichen. Dazu braucht es Mut und einen positiven Blick in die Zukunft. Und das ist es doch, was die Kampagne letztendlich vermitteln will. Oder? Und ist das nicht ein guter Ansatz?
dove from above - 27. Sep, 12:35
Heute berichtet der
Spiegel mal wieder unglaubliches von den alten Männern in Rom. Das Thema Gewalt an Kindern, von manchen auch Mißbrauch genannt, soll nun konkreter angegangen werden. Die Schwulen sind schuld und müssen raus.
Da wird einfach mal pauschal geurteilt. Die unangeheme Tatsache, dass in den Reihen der katholischen Kirche Kinder seelisch gemordet werden, wird nun den Homosexuellen in die Schuhe geschoben. Dem will man nun wohl einen Riegel vorschieben - Homosexuelle raus aus den Priesterseminaren.
Womit sich die Herren wieder mal als ausserordentlich menschenfeindlich outen. Denn die Aussage ist klar: Schwul = Krank. NICHT: Pädophil = Krank, nein, Schwul. Heterosexuelle Priester haben damit eine reine Weste, sind raus aus der Nummer, haben sich freigekauft, den Ablass bezahlt. Schwule Priester sind die Verfolgten, weil sie können ja nicht anders als Kinder zu schänden. BLÄRGS mir wird so schlecht!
Aber der Knaller kommt noch: 80 Prozent der betroffenen Kinder sind Jungens. Das ist eine deutliche Zahl und untermauert die derzeitige Haltung der alten Herren. Aber was ist mit den 20 Prozent Mädchen??? 20 Prozent!!! Ach ja, warte, ich kann es mir zusammenreimen - es sind ja nur Mädchen! Das sind ganz normale Ausrutscher, nicht erwähnenswert, lassen wir einfach mal unter den Tisch fallen. Wird schon niemand merken. Sind ja nur Mädchen.
Und wieder einmal werden Menschen verachtet und verfolgt. Von höchster Instanz.
dove from above - 24. Sep, 06:43
ein Bild von Caspar David Friedrich ganz von allein. Es ist kalt da, aber die Sonne kommt schon raus.
Der Wahlabend gestern war anstrengend. Haben die Coaches den Elefanten eigentlich nur einen Satz gegeben, den sie sagen dürfen? Warum antworten die nie auf die Fragen, die ihnen gestellt werden? Ich glaube Herr Schröder hatte was genommen. Normal war das nicht, und ich habe mich geschämt.
Das Wahlergebnis ist grauenhaft. Es wird sich nichts zum Positiven ändern in Deutschland. Können wir den Tag gestern vielleicht aus dem Kalender streichen? Nochmal machen? Besser machen? Menno ...
dove from above - 19. Sep, 08:15
Wahlkämpfe kotzen mich an. Ich sehe die Gelackten im Fernsehen, wie sie aufeinander eindreschen, bis in die Fingerspitzen durchgecoacht. Hohle Phrasen, einstudierter Quatsch, reisserisches Verhöhnen und Schuldzuweisungen. Botox-gestylte, künstliche Hackfressen. Ich hasse es.
Ich habe mir für diesen Qualkampf ein Kontrastprogramm gesucht und hole endlich etwas nach, was längst fällig war. Ich versuche zu verstehen, was in den 70er Jahren in Deutschland los war, was die RAF angerichtet hat und warum. Angefangen habe ich mit dem Buch "Stammheim" von Kurt Oesterle. Das Buch entstand aus Interviews mit dem leitenden Vollzugsbeamten der 7. Etage von Stammheim, dort wo Baader, Ensslin, Meinhof & Co. letztendlich Selbstmord begingen. Gerade lese ich "RAF" von Butz Peters - eine Zusammenstellung der Ereignisse. Danach werde ich mir als Krönung "Der Baader Meinhof Komplex " von Stefan Aust gönnen.
Als ich zur Welt kam hatte sich die RAF längst formiert und Deutschland war im Aufruhr. In der Schule haben wir das Thema komischerweise nie durchgenommen. Alles was ich kannte waren die berühmten Fahndungsplakate mit den Gesichtern der gesuchten Terroristen drauf. Ein Bekannter von mir wurde mal von der Polizei mit Maschinenpistolen gestellt, weil er sich mit irgendwas verdächtig gemacht hatte. Ansonsten wußte ich bislang nicht viel über die RAF und das Zeitgeschehen der 70er Jahre. Aus den 80ern habe ich auch eher Popkultur mitgenommenn als Politisches. Also - es wurde Zeit, mich ein bißchen reinzulesen in das Thema.
Aber was soll ich sagen - mir fällt es wahnsinnig schwer, irgendwas zu kapieren. Ich lese Fakten und Ereignisse in ihrer Abfolge. Lese über die Charaktere der Beteiligten, wohl auch über das ein oder andere Motiv wie Vietnamkrieg, Dritte Welt, Polizeistaat, Armut, Altnazis auf einflussreichen öffentlichen Posten, usw. Aber Verständnis absolut Null. Nicht weil ich die moralische Überfliegerin bin, die Gewalt in ihren Grundzügen verurteilt, sondern weil mir insgesamt das Wissen über die damalige Zeit fehlt. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie es sich so lebte im Deutschland 20/30 Jahre nach Kriegsende.
Vor allem in einem Punkt krieg ich die Kurve nicht: Es gab scheinbar (?) damals eine enorme Bereitschaft, die deutsche Gesellschaft mit zu formen. Es gab die sogenannten "Intellektuellen", Studenten, die regelmäßig auf die Straße gingen, Menschen die für politische Ziele auf die Straße gingen. Es gehörte einfach dazu, ein politisches Standing zu haben. Die RAF hatte unglaublich viele Sympathisanten - und das obwohl sie offen zur Gewaltanwendung stand. Wie ist es denn passiert, dass es so eine gesellschaftliche "Bewegung" (Bewegung im positiven Sinne von "es bewegt sich was") heute nicht mehr gibt in Deutschland?
Ich empfinde unsere heutige Gesellschaft als unglaublich lahm und träge in politischen und gesellschaftichen Dingen. Vertritt man neue oder wagemutige Ansichten, wird man schnell in die Spinner-Ecke gestellt. Seilschaften werden wohl geknüpft, aber doch nur dazu, dass es dem Business hilft, nicht um gesellschaftskritisch tätig zu werden. Warum war das früher anders?
Vor allem: WAS war damals anders, was war denn der Nährboden für diese RAF, die so ungemein effizient agieren konnte? Waren das bourgoise, irre Kinder, die "was erleben" wollten? War es Leidensdruck? Woher kam der? Einen Religionskrieg kann ich irgendwie noch verstehen - ohne "Verständnis" dafür zu haben. Religiöser Fanatismus ist mir einleuchtender als "Gesellschaftskritischer Fanatismus". Immerhin haben die Mitglieder der RAF nicht für persönliche Ziele gehandelt, sondern für gesellschaftliche. Aber vielleicht ist das der Knackpunkt, warum ich es nicht verstehe: Ich bin ein Kind aus einer Zeit, in der Gesellschaftskritik nicht mehr wichtig ist, in der man sich nicht mehr über politische Ansichten definiert. Das war wohl mal anders, und ich habe das nur noch am Rande mitbekommen - z. B. durch Aufnäher auf Jacken, wo "Gegen Nazis" drauf stand. Trägt heute noch jemand sowas? Nee, oder? Ist ja auch total uncool.
Und letztendlich bleibt die Frage, was die RAF "für" Deutschland erreicht hat. Was ist heute so, weil es die RAF gab? Was wäre heute anders, hätte es die RAF nicht gegeben? Die Existenz der RAF im Nachhinein gut zu heißen kann nicht gehen - dazu gab es zu viele Opfer auf beiden Seiten. Aber war alles umsonst?
Na ja, ich bleibe dran an dem Thema und werde berichten. Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein.
dove from above - 17. Sep, 16:00
... statt Hosenträgern Gürtelrose.
Ich hapn Schnupfn.
dove from above - 12. Sep, 09:36
Meine Oma starb, da war ich 18, an einem Schlaganfall. Ich sah sie zum letzten Mal, als die Sanitäter sie die Treppe heruntertrugen. Meine Oma.
Ich bin auf dem Dorf groß geworden. Mutter arbeitete im Familienbetrieb, Vater kam abends meistens spät. Oma war immer da und gut zu mir. Sie kochte, wenn ich aus der Schule kam. Am besten waren die "dünnen Pfannkuchen" mit Zucker. Heute sagt man Crepes dazu. Erziehung war nicht so viel nötig, war ja immer draussen mit den anderen Kindern unterwegs, war ja auf dem Dorf. Aber sie war immer da und wichtig.
Während der Pubertät wurde Oma zur Randerscheinung. Eine alte, sonderbare Frau. Zwar immer da, aber nie im Mittelpunkt. Ich glaube, das verzeihe ich MIR nie.
Als sie starb, ging ich in den Wald - da wo ich meine Kindheit verbracht hatte. Wollte Ruhe, wollte meiner Oma nahe sein. Ging den Feldweg rauf. Da war ein Bauer auf der Wiese, ein alter Mann. Der fragte mich, wer ich sei. ??? Warum fragt er??? Ich erzählte also. Von Oma, und dass sie gestorben sei, und ich sei die und die. Er kannte meine Oma. Nach dem Krieg hatten die beiden irgendwelche Geschäfte am laufen. Schuhe und Zigaretten und sowas.
Weird!
Seit sie nicht mehr ist, denke ich oft an diese Frau, diese Ahnin. Ich glaube fest, dass wir alle von unseren Ahnen Aufgaben bekommen. Dinge, die wir erledigen müssen. Dinge, von denen wir keine Ahnung haben.
Ich bin jetzt knapp über 30. Ich hab schon die ein oder andere Aufgabe im Leben bewältigt. Oft mit der gleichen Strategie - so langsam wird ein Muster erkennbar. So langsam lerne ich mich kennen. Je besser ich mich kennenlerne, desto größer werden die Fragezeichen. Die Frage nach meiner Oma.
Wer war sie? Wie war sie? Welche Aufgabe hat sie mir gegeben? Wieviel von ihr ist in mir?
Meine Oma war eine Schwarzmeerdeutsche. Lebte in einer deutschen Kolonie als mittelständische Bäuerin am Djnepr in der Ukraine. Ihre Vorfahren hatten es wohl ganz gut dort. Sie selber ertrug zwei Hungersnöte. Ich glaube anfang des letzten Jahrhunders und dann in den 30er Jahren noch eine. Sie heiratete ihren Cousin. Das war nicht verpönt dort und in der Zeit. Mein Opa Nikolaus, von dem ich nur ein restauriertes Foto kenne, auf dem er aussieht wie Charlie Chaplin. Mein Opa.
Die Deutschen in Russland waren zarentreu. Deshalb wurde mein Opa während der Revolution verschleppt. Er arbeitete in Murmansk in einer Werft als Zwangsarbeiter.
1942 schloss sich meine Oma mit ihren 4 Kindern und dem Opa den deutschen Soldaten an, die auf der Flucht waren. Rückzug aus Russland. Es war wohl ein Geheimtipp, mitzugehen. Viele aus der Familie folgten dem Rat nicht und wurden weit gen Osten verschleppt, Gefangenenlager nahe der chinesischen Grenze. Unvorstellbares Leid.
Mein Vater war zu Beginn der Flucht 3 Jahre alt. Er hat sich Blitzlichter "bewahrt" von Schüssen aus dem Hinterhalt und Planwagen, die über Eisenbahnschienen getragen werden mussten. Mein Vater! Wurde beschossen.
Noch während der Flucht wurde der Opa von der deutschen Armee eingezogen. Obwohl er doch sowas wie ein Russe war. Er traf seine Familie noch einmal 1945 nach 3-jähriger Flucht in Berlin. Dann fiel er.
Die Familie ging nach Nordhessen. Wurde wohlhabend. Dort sind mittlerweile auch jene, die damals in den Kasachstan verschleppt wurden. Die Familie ist beisammen, allen geht es wirtschaftlich gut.
Ich kann nicht ermessen, was meine nahen Verwandten damals durchmachten. Ich kann nur immer wieder dankbar sein, dass ich es so gut habe. Dass meine Nichte einen Kindersitz fürs Auto hat.
Meine Oma aber geht mir nicht aus dem Kopf. Ich wünschte, ich könnte ihr noch Fragen stellen. Ich wünschte, sie noch einmal kennenlernen zu können um mich in ihr wieder zu finden. Um mich besser verstehen zu können.
dove from above - 9. Sep, 20:47
Das Tief hat uns jetzt erreicht. Vorhin schien noch die Sonne und es fing an einer wunderbarer Spätsommertag zu werden. Jetzt ist es bewölkt und die Luft wird kälter. Ganz langsam. Ich merke es auch an den Kopfschmerzen, und die Kollegen klingen heute alle ein bißchen angekratzt am Telefon.
Ende Sommer. Das wars. Mach das nicht nochmal! So übellaunig warst du dieses Jahr. Komm bitte nächstes Jahr mit besserer Laune zurück und mach mich froh! Ich sag dir jetzt tschüss, bin nicht nachtragend. Verspreche, nächstes Jahr ein herzliches Willkommen für dich zu feiern.
Ich hab schon Stiefel und Mantel gekauft. War ja kalt genug, Laune für solche Einkäufe zu haben. Die Flausch-Wolldecken-Saison beginnt, die Tee-Läden melden bald wieder Hochkonjunktur. Die Sandalen werden eingemottet und das Katzenbettchen frisch bezogen, denn jetzt wird wieder drinnen geschlafen.
Mal gucken, vielleicht krieg ich morgen schon ein paar Spekulatius im Laden.
dove from above - 9. Sep, 16:20
Kinder verhungern im Senegal. Männer und Frauen ertrinken in New Orleans. Mädchen aus dem Ostblock werden als Ware verschachert. Mein Vater lief als Kleinkind drei Jahre lang in einem Treck. Meine Oma erlebte zwei Hungersnöte. In Hamburg stirbt ein Schulmädchen an Vernachlässigung. Im Irak sterben Menschen an einem sinnlosen Krieg. In Ägypten schneidet man den Frauen die Klitoris ab. Afrika hat AIDS. In Brasilien werden Straßenkinder von Polizisten erschossen. In Isreal werden unschuldige Menschen von Bomben zerfetzt.
Manchmal möchte ich jemandem Danke dafür sagen, dass es mir so gut geht. Aber ich weiß nicht wem.
dove from above - 31. Aug, 19:03
Irgendwie habe ich mich gerade auf die katholische Kirche
eingeschossen. Liegt wahrscheinlich daran, dass in den Medien viel berichtet wird - Papstwahl, Weltjugendtag ... und irgendwie gefällt mir das alles nicht. Allein schon die Nummer wie der Papst medial in Szene gesetzt wird. Da wollte ich letzten Sonntag gemütlich meine Lindenstraße gucken, läuft da unten durchs Bild ein Ticker mit dem Inhalt, der Papst sei jetzt auf dem Rückflug nach Rom. Ey, gehts eigentlich noch??? Das ist ja schlimmer als die fiesen Ticker auf Sat1!
Ich mag sie nicht, diese Organisation, die mich als "Person von bescheidener Bildung" bezeichnet. Ohne mich zu kennen - das ist echt'n Ding! Las gerade bei spiegel.de folgendes zum Buch
Sakrileg von Dan Brown:
Browns Roman sorgte auch im Vatikan für Widerstand. "Lest und kauft dieses Buch nicht", warnte der genuesische Erzbischof Tarcisio Kardinal Bertone die Gläubigen. Er fürchte, dass "junge Leser und Leute mit schlichtem Glauben und bescheidener Bildung vom Roman verführt werden", zitierte die "Welt am Sonntag" den Geistlichen.
Zu was denn VERFÜHRT? Verführt dazu, mir vorstellen zu können, dass Jesus ein ganz normaler Mensch war, der GEHEIRATET hat? Meine Güte, ist das denn so abwegig? Drehen wir den Spieß doch mal um - wie bescheiden gebildet muß man denn sein, um dies NICHT für möglich zu halten? Wie menschenfeindlich ...
... menschenfeindlich wie so vieles, das die katholische Kirche verkörpert. Die gehen sogar soweit, ihren Schäfchen den Harry Potter zu verbieten. Wahrscheinlich auch nur deshalb, weil Potter auf der Weltrangliste der Bücher nach der Bibel auf Platz zwei rangiert. Fühlen sich wohl angepisst. Wie krank!
dove from above - 24. Aug, 18:12
Recht zu haben ist eine feine Sache. Es erhebt uns über andere, es gibt uns ein gutes Gefühl von Klugheit und "gebraucht werden" - ach die armen Schäfchen, die Nichtswisser, die wären doch völlig orientierungslos ohne unsere Besserwisser ...
Ich kenne einige Besserwisser. Die meisten sind gleichzeitig Profilneurotiker. Das gehört irgendwie zusammen.
Der Besserwisser hat seine goldenen Momente, wenn sein Gegenüber Sätze beginnt mit "ich glaube", "ich denke", "ich vermute". Die Antwort ist dann immer erstmal NEIN. Oder ABER. Denn sein Gegenüber weiß es ja nicht besser, also weiß es der Besserwisser besser. Versucht der Nichtswisser dann seinen Standpunkt nochmal deutlicher zu formulieren, hat der Besserwisser längst sein Hirn ausgeschaltet und den Durchzug-Ich-Weiss-Es-Eh-Besser-Modus reingehauen. Man kann das Gespräch in diesem Moment beenden.
Dann gibt es noch diese berühmten Dialoge zwischen Nichtswissern und Profilneurotikern, die in etwa so ablaufen können:
Nichtswisser: "Der kleine Tom wird schon in einem Monat eingeschult. Wie schnell doch die Zeit vergeht!"
Antwort Profilneurotiker: "So wie ich die Zwiebeln geschnitten habe, schmeckt der Salat doch viel besser! Gell!"
Ich leide unter sowas. Muss mich dann immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen, indem ich mir sage: Die sind doch echt arm dran. Die Besserwisser und Profilneurotiker ...
dove from above - 21. Aug, 19:34